Heute war der große Tag. Das Erlebnis, wegen dem wir ursprünglich hergekommen waren - das Gorilla Trekking.


Um 8 Uhr fanden wir uns bei unserem Sektor ein (es gibt vier, die ziemlich weit voneinander entfernt sind und unterschiedliche Gorilla-Familien beherbergen) und nach einem erstaunlich kurzen Briefing wurden wir, wieder nach Tour-Anbieter, den einzelnen Familien zugeteilt. Dann hatten wir Gelegenheit, einen Träger anzuheuern. Eigentlich hatten wir so gepackt, dass wir ohne ausgekommen wären, aber wie bei so vielem hier geht es auch darum, die Communities zu unterstützen, also investierten wir die 15 USD extra.


Um zum Gebiet unserer Familie zu kommen, mussten wir erst über die Buckelpiste wieder auf die andere Seite des Berges fahren - das erwies sich als unser Glück, denn eine Gruppe älterer Amerikanerinnen hatte aus diesem Grund unsere Familie abgelehnt.


Das Gute war nämlich, dass dafür der Rest des Weges ziemlich einfach war. Die Gorillas können sich ja an jedem Ort innerhalb ihres Gebiets aufhalten, sodass es auch schon mal vorkommt, dass man 3 oder 4 Stunden durch den Regenwald trekken muss, bis man sie findet. 


Wir hatten aber Glück: wir liefen zunächst 1,5h über Wege und ein wenig hoch und runter auf den Teeplantagen. Als wir uns dann dem Wald näherten, mussten wir auch schon die Masken aufsetzen, denn die Gorillas waren direkt hier am Waldrand mit Fressen beschäftigt!


Gleich als erstes bekamen wir den Silberrücken zu sehen. Wobei "sehen" im dichten Regenwald natürlich relativ ist. Aber die Trekker schlugen mit ihren Macheten jede Menge Unterholz für uns weg, um allen 6 von uns einen möglichst ungehinderten Blick zu ermöglichen. 


Den Silberrücken störte der Lärm, den wir machten, überhaupt nicht (wie auch die Schimpansen werden die Gorillas an Menschen gewöhnt). Er verweilte trotzdem jeweils nur ein paar Minuten an einem Ort, bevor er zu seinem nächsten Essplatz weiterzog - wir alle hinterher. Marcus hat hierfür den Begriff "Gorilla Stalking" geprägt, was wirklich ein zutreffende Beschreibung ist. Aber wer kann es einem verdenken, wenn man so viel wie möglich von diesen sanften Augen sehen möchte?


Außer dem Silberrücken sahen wir noch ein Jungtier von fast 3 Jahren, einen Schwarzrücken von 8 bis 9 und ein paar weitere Tiere auf den Bäumen. Das Kleine hatte Angst vor uns und machte entsprechende Geräusche, sobald wir seinen Sicherheitsabstand unterschritten. Die Trekker versuchten, es mit dem gleichen tiefen Grunzen, das auch der Silberrücken gelegentlich ausstieß, zu beruhigen, aber natürlich fiel es darauf nicht rein und suchte gleich wieder die Nähe des echten Silberrückens.


Die anderen Tiere waren nicht so scheu, aber anders als den Schimpansen war ihnen unsere Gegenwart nicht so egal, dass sie direkt an uns vorbeiliefen. Man hatte das Gefühl, dass sie doch immer versuchten, Abstand zu uns zu halten - auch hier ist es daher gut, dass die Besuchszeit auf eine Stunde begrenzt wird.


Naturgemäß verging die Zeit sehr schnell (obwohl wir sogar ein paar Minuten extra bekamen), aber die Erinnerungen werden uns für immer begleiten. Als wir zurück zu unseren Trägern kamen, begrüßten sie uns mit "Welcome back" - und es fühlte sich wirklich an, als ob wir in einer anderen Welt gewesen waren. Nicht nur die Gorillas, sondern Bwindi an sich ist einfach magisch und für mich war das Ganze auch ein spirituelles Erlebnis.


Dementsprechend entschieden wir uns, obwohl wir relativ früh zurück waren, dafür, den Rest des Tages nichts mehr zu unternehmen, sondern von unserer wunderbaren Lodge aus das Erlebte Revue passieren zu lassen. Und wo könnte man das besser als in der Hängematte mit Blick auf den Wald ...