Nach der herzlichen Aufnahme bei unseren neuen Freunden hatten wir beschlossen, noch einen zusätzlichen Tag in Sanandaj zu bleiben.


Am nächsten Morgen stellte sich die Entscheidung als goldrichtig heraus, weil Marcus Magenprobleme hatte - wahrscheinlich vom Obst unterwegs.


Wir zogen also am Nachmittag mit Sack und Pack zu Hodas Familie, die den zweiten Stock für uns hergerichtet hatten. Man muss allerdings dazusagen, dass für Perser das Beherbegen von Gästen denkbar einfach ist - geschlafen wird nämlich auf Boden, auf den dicken Perserteppichen (taten auch unsere Gastgeber). Und es war tatsächlich sehr bequem.


Die tatsächliche Überraschung, die uns erwartete, war jedoch die Abendplanung - wir waren auf eine kurdische Hochzeit eingeladen! 


Kurden sind bekanntermaßen ein sehr stolzes Volk und Hoda war begeistert, uns kurdische Kultur live präsentieren zu können. Als erstes bekam ich ein kurdisches Kleid ausgeliehen - das mir überraschend gut stand.


Die Hochzeit fing nach dem Abendessen an - in Sanandaj gibt es sowohl die Variante mit als auch ohne Abendessen, je nach Budget des Brautpaares. 


Wir fuhren zum größten Hotel der Stadt und begaben uns zum Festsaal. Dort wurde dann aber mal wieder deutlich, dass wir im Iran sind - Männer und Frauen wurden durch verschiedene Türen geleitet. Gefeiert wurde zwar im gleichen Saal, aber auf unterschiedlichen Seiten, getrennt durch eine Bühne, auf der dann wieder alle zusammen tanzten. Dafür durften die Frauen die Kopftücher abnehmen. Hauptsache kompliziert ... 


Der Stimmung tat das allerdings überhaupt keinen Abbruch. Es wurden zwar Obst, Süßigkeiten und Tee gereicht, aber der Fokus lag eindeutig auf dem Tanz zu kurdischer Livemusik. Immer lustig im Kreis, mit wechselnden Anführern. Zwischendrin gabs auch einen Walzer und etwas, was ich liebevoll Folk Techno nennen, aber danach ging es wieder zurück zu kurdischem Tanz. Und sogar Marcus und ich waren irgendwann mit dabei ;)


Die Nichttanzenden schauten entweder zu oder begrüßten lange nicht oder noch nie gesehene Verwandte - immer mit derselben, ernstgemeinten Freude. Wirklich ein herzliches Völkchen.


Kleidungstechnisch musste es bei den Damen vor allem glitzern, egal ob traditionell kurdisch oder im modernen Cocktailkleid. Die Herren trugen meist Anzug, nur wenige Kummerbund und Pluderhose.


Um kurz nach 12 endet das Spektakel - da dröhnten uns dann auch ganz schön die Ohren und die Klänge der kurdischen Flöte verfolgten uns bis in unsere Träume ;)