Unsere erste Aufgabe für heute bestand darin, aus unserem Hotel, das keineswegs mit "basic and comfortable" Zimmern ausgestattet war (wie der Lonely Planet behauptet hatte - die Klimaanlage war lauter als der Straßenlärm in Teheran und der Schimmel sprang einen förmlich an), in ein anderes umzuziehen.

Das, das wir ausgesucht hatten, sollte eigentlich nur ein paar Schritte weiter sein. Aber Überraschung, es war wohl falsch eingezeichnet. Während wir noch rätselten, wo es wohl sein könnte, wurden wir schon von zwei sehr netten Mädels auf Englisch angesprochen, die sich erboten, uns dorthin zu bringen.

Bis wir dort waren, hatten sie uns schon bereitwillig erzählt, dass sie Kurden seien, und uns auch ihre Nummer gegeben, damit sie uns später die Stadt zeigen könnten. So viel Hilfsbereitschaft!


Nachdem wir im neuen Hotel eingecheckt hatten (ein Glücksgriff, Internet und ein richtiges Doppelbett!), ging es zu Punkt 2 - die Fahrt nach Palangan organisieren, einem malerischen kurdischen Bergdorf.

Auf den 100 m zum nächstgrößeren Platz, wo eine Vielzahl von Taxis stand, wurden wir mindestens dreimal von diversen Leuten angequatscht und herzlich willkommen geheißen. Der Lonely Planet hat recht - Sandandaj ist wirklich eine unglaublich herzliche Stadt.


Das zeigte sich ebenfalls, als wir eine Viertelstunde später bei unserem Fahrerehepaar ins Taxi gestiegen. Jemand hatte ihn angerufen und die beiden waren offensichtlich begeistert von der Idee gewesen, einen netten Familienausflug zu machen. Unterwegs wurde erstmal eine Teekanne gekauft (Iraner sind fast so große Teetrinker wie die Chinesen und ihr Schwarztee auch wirklich sehr lecker) und dann ging es zu bester kurdischer Musik nach Palangan.


Wir kamen genau mittags dort an und im Tal hatte es bestimmt 40 Grad. Das hielt die beiden jedoch nicht ab, mit uns von einem Ende zum anderen zu spazieren. Für den Ausblick hatte sich die Fahrt wirklich gelohnt - die Siedlung, deren Häuser sich an den Felshang klammerten, war genauso pittoresk, wie wir uns das vorgestellt hatten.


Trotzdem waren wir froh, als wir im Schatten auf einem typisch iranischen Ess-Bett einen Stopp fürs Mittagessen (gegrillter Fisch - nicht schlecht) einlegten.


Danach hätten Marcus und ich eigentlich zurückfahren wollen, aber Joussef und seine Frau hatten andere Pläne. Es ging zur anderen Seite des Baches und dann immer weiter einen Wanderweg entlang. Allgemein ist gegen einen Spaziergang ja nichts einzuwenden, aber bei der Hitze mit Kopftuch und mit vollem Magen? Nach 25 min war es mir jedenfalls genug und ich blieb einfach stehen (Ähnlichkeiten mit den Eseln des Dorfes rein zufällig *g*).


Die beiden ließen sich davon jedoch nicht beeindrucken und liefen einfach weiter, wobei sie versuchten, zu erklären, wohin es gehen sollte. Zum Wasser nämlich ... uns blieb nichts anderes übrig, als mitzulaufen. Und siehe da, nach 5 min erreichten wir eine Stelle oberhalb des Flusses, wo das Wasser aus dem Felsen und in einem kleinen Wasserfall nach unten floss. Wir folgten ihrem Beispiel und stiegen mit nackten Füßen in das eiskalte Bergwasser - was für eine Erfrischung!


Nach einer Gebetspause für Joussefs Frau ging es dann wieder zum Auto und mit Zwischenstopps für Tee und Obstkauf (ich sag ja, Familienausflug) zurück nach Sanadaj.

Dort hatten wir unsere liebe Mühe, sie davonabzuhalten, uns entweder mit zum lokalen Aussichtspunkt oder wenigstens zu sich nach Hause mitzunehmen. Aber wir waren einfach platt und die Verständigung mit Händen und Füßen war auch ziemlich anstrengend.


Aber kaum hatten wir im Hotel geduscht, meldeten sich auch schon die Mädels von heute morgen wieder. Wir sollten unbedingt zu ihnen nach Hause kommen, wenn schon nicht zum Übernachten, dann allermindestens zum Abendessen!


Und so ging es wieder zurück ins Taxi, nur mit Adresse in Farsi ausgestattet. Was uns aber am Ende der Fahrt erwarteten, übertraf alle Erwartungen. Wir wurden von der ganzen Familie (Eltern mit zwei fast erwachsenen Töchtern und 12jährigem Sohn) wirklich aufs Allerherzlichste aufgenommen. Hoda erzählte uns über kurdische Kultur, während ihre Schwester Tahoora kochte. Die beiden Eltern sprachen kaum Englisch, machten aber über ihre Geste und via Kinder immer wieder klar, wie sehr sie sich freuten, dass wir da waren. Selten haben wir uns bei Fremden auf Anhieb sooo wohl gefühlt.


Und als uns dann die ganze Familie mit dem Auto zurück zum Hotel gebracht hatte, war uns klar, dass wir ihr Angebot, die nächsten Tage nochmal etwas mit ihnen zu unternehmen, nicht ausschlagen würden - selbst wenn das eigentlich unsere Reisepläne durcheinander brachte.


Geschlafen: Hotel Hedayat (++)