Nachdem wir von Shiraz insgesamt nicht so begeistert gewesen waren, hatten wir uns entschieden, gleich heute abend mit dem Bus weiter nach Kerman zu fahren.


Vorher stand aber noch ein Highlight auf dem Programm - die Masjed-e Nasir Al-Molk, besser bekannt als Pink Mosque. Die heißt so wegen der für Shiraz typischen pinken und gelben Kacheln. Ihre herausstechendstes Merkmal sind aber sie bunten Glasfenster, die in den Morgenstunden wunderbare Muster auf die Teppiche und Säulen malen.


So waren wir denn auch schon um kurz nach acht dort. Und man hatte uns wirklich nicht zu viel versprochen. Das Farbspiel im Inneren war wirklich atemberaubend. Und auch sonst war es definitiv meine Lieblingsmoschee - jeder freie Fleck übersät von den tollsten Blumenmustern in rosa, gelb und blau. Man könnte Stunden dort verbringen und hätte sich immer noch nicht sattgesehen.


Anschließend waren wir noch in einem der Gärten, für die Shiraz für seine Gärten bekannt ist. Sicherlich besser in Schuss als andere, die wir bisher gesehen haben, aber so richtig ungeworfen hat er uns trotzdem nicht. Die anderen haben wir uns deswegen gespart.

Stattdessen haben wir versucht, die letzte Etappe unsere Reise von Kerman nach Teheran zu planen. Wir wären ja gerne mit dem Zug gefahren - so eine lange Zugfahrt hat einfach was - aber wir hatten schon wieder kein Glück und für Samstag gab es keine Tickets mehr. Also haben wir stattdessen einen Inlandsflug gebucht, der aber auch erst für Sonntagabend verfügbar war. Es sieht also so aus, dass wir keinen Aufenthalt mehr in Teheran haben werden, aber so richtig hat uns die Stadt eh nicht gefallen.


Der letzte Touri-Stopp in Shiraz war der Schrein zu Ehren eines der 17 Brüder von Imam Reza. Ich hatte erst gezögert, dort hinzugehen, weil dort Tschador-Pflicht herrscht, aber irgendwie gehört so etwas ja auch zu einer Iran-Reise.


Tatsächlich benötigt man nicht nur einen Tschador (tschador heißt übrigens Zelt auf Farsi), sondern auch Rucksäcke müssen abgegeben werden. Zudem wird man am Eingang abgetastet - höchste Sicherheitsvorkehrungen also.


Als Ausländer darf man auch nicht alleine herumspazieren, sondern bekommt einen Guide zugewiesen. Nun haben weder Marcus noch ich etwas gegen Menschen, die fest in ihrem Glauben sind. Unseren Guide allerdings kann man nicht anders als als seelenlosen Zombie bezeichnen. Ohne Witz bekomme ich noch jetzt eine Gänsehaut, wenn ich an seinen maskenhaften Gesichtsausdruck denke.


Insofern war die Atmosphäre alles andere als gemütlich, während er uns durch den Komplex führte und gelegentlich - in überraschend gutem Englisch - eine Erklärung gab. Zudem befand ich mich in ständiger Furcht, meinen Tschador zu verlieren. An Fotografieren war für mich nicht zu denken, denn ich brauchte beide Hände, um mein gemustertes Bettlaken an Ort und Stelle zu halten.


Ebenso seltsam war es, als sich uns auf einmal ein junger Iraner näherte und unseren Guide um Erlaubnis bat, uns einige Frage stellen zu dürfen (die er ihm gönnerhaft erteilte). Frage 1 war, wieviel Prozent der Deutschen mit ihrem Leben zufrieden seien. Frage 2 war, was wir vom Iran halten würden. Marcus wollte schon zu seinem üblichen "In den westlichen Medien wird nur die Regierung dargestellt, aber man muss ja zwischen Bevölkerung und Regierung unterscheiden" ansetzen, als ich ihn mit "It's a very nice country" unterbrach. Mal ehrlich, wer weiß, an welche Stellen der Guide regierungskritische Aussagen weitergibt ...


Der Schrein an sich war ganz nett anzusehen, aber ich fand wie gesagt die Atmosphäre, vor allem wegen des Guides, beklemmend. Andere Ausländer, mit denen wir geredet haben, waren aber ziemlich begeistert - also scheint es entweder verschiedene Guides zu geben oder aber Leute reagieren auf so etwas unterschiedlich sensibel.


Vor unserer Busfahrt deckten wir uns noch mit Brot ein und Marcus wagte sich in einen iranischen Friseursalon - gute Arbeit für umgerechnet 5€.


Unsere Nachtfahrt weiter nach Kerman hatte anfangs einige Schwierigkeiten, weil der Bus, für den wir ursprünglich ein Ticket gebucht hatten, gecancelt worden war. Zwar hatte man im Hotel rechtzeitig Bescheid gegeben und der sehr nette Rezeptionist hatte uns auch mit Zetteln und Infos ausgestattet, was wir tun sollten, aber am Busbahnhof sprach überraschenderweise niemand so wirklich Englisch.


Aber letztendlich klappte doch alles und wir hatten sogar einen ziemlich bequemen Bus, in dem der Fernseher noch nicht mal eingeschaltet wurde!