Für den heutigen Morgen hatten wir eine Tour zu einem Garten, einem zoroastrischen Feuertempel und den Towers of Silence, alten Bestattungstürmen, gebucht. Unser Fahrer hätte eigentlich um 8 da sein sollen, aber es gab wohl Probleme und wir wurden erst eine halbe Stunde später abgeholt. War aber das erste Mal, das uns sowas passiert ist, normalerweise sind alle sehr zuverlässig.


Der Garten war, wie fast alle bisher, leider sehr vertrocknet und auch sonst in keinem guten Zustand. Dafür gab es den höchsten Windturm und sehr schöne bunte Glasfenster zu bestaunen.


Yazd ist die iranische Stadt mit dem höchsten Anteil an Zoroastriern und somit ein guter Ort, um etwas über die erste monotheistische Religion zu erfahren. Der Feuertempel, dessen Feuer angeblich seit 1500 Jahren an verschiedenen Orten brennt, war ein guter Ausgangspunkt, da dort vieles erklärt wurde. Ansonsten war er ziemlich schlicht.


Letzter Stopp waren die Towers of Silence. Zoroastrier pflegten ein Himmelsbegräbnis, bei dem der Leichnam als Ganzes in einem niedrigen Steinturm für die Geier aufgebahrt wurde. Heute ist das aus hygienischen Gründen verboten, aber die alten Stätten kann man noch besuchen. Marcus war ganz enttäuscht, dass es keine Knochen mehr zu sehen gab ;)

Es war gut, dass damit unsere Tour endete, denn jetzt gegen 11 Uhr fing die Sonne echt an, runterzubrennen.


Unser Fahrer war freundlicherweise bereit, uns gleich bei unserem nächsten Hotel abzusetzen, der Nartitee Ecolodge in Taft. Angepriesen als "off the beaten track" wussten wir auch nicht genau, was wir uns darunter vorzustellen hatten - die Bewertungen waren aber hervorragend gewesen.


Wir kamen also nach Taft, einer kleinen Stadt 20 min außerhalb von Yazd, die für ihre Obstplantagen bekannt ist. Das Nartitee liegt in einer Seitenstraße ohne jegliche Beschilderung - gut, dass unser Fahrer wusste, wo es war.


Das Haus selbst war wirklich zuckersüß und der Empfang durch Oma und zwei Mädels, die kaum Englisch sprachen, sehr sehr herzlich. Unter Lodge stellt man sich eher etwas Luxuriöses vor - das war hier sicher nicht der Fall. Die Zimmer waren einfach, man schlief klassisch auf dem Boden. Aber alles war mit sehr viel Liebe hergerichtet und blitzblank.


Das Mittagessen war natürlich hausgekocht, ebenfalls einfach, aber sehr lecker. Insgesamt einfach ein Ort, an dem man sich total wohlfühlt und wo man einfach nur abschalten kann.


Viel zu tun gibt es nämlich ohnehin nicht. Wir unternahmen zwar einen Spaziergang durch Taft (Fahrradfahren ist mit Kopftuch irgendwie doof) und schlenderten ein wenig zwischen den Obstgärten umher, aber das war's dann auch schon. Noch dazu machte Marcus Bekanntschaft mit den iranischen Wespen, was uns auch nicht gerade weiter ermunterte.


Immerhin fanden wir auf dem Rückweg noch eine Bäckerei. Das sind ziemlich einfach Geschäfte, in denen ein oder zwei große Steinöfen sind, an deren Wände der Teigklumpen geklatscht werden. Frisch schmeckt es wie sehr leckerer Pizzateig, hat aber eine kurze Halbwertszeit.


Zurück im Nartitee, bekamen wir Gesellschaft von einer ganzen Reihe von jungen Iranern, die meisten davon mit den Hosts Ramtin und Tina (die übrigens ausgezeichnet Englisch sprechen) befreundet. Dementsprechend lustig und unterhaltsam war das Abendessen (das auch wieder sehr lecker war!).


Allerdings muss man sagen, dass Essen an sich bei Iranern eine sehr kurze Angelegenheit ist. Im Restaurant dauert es oft keine 10 min, bis das Essen auf dem Tisch ist. Dann wird für 20 min reingehauen, und dann kommt das Essen auch blitzschnell wieder weg. Gemütlich gesessen wird dann erst über Tee und Süßigkeiten (shirini).


Auch der Abend im Nartitee verlief so. Er endete dann allerdings mit einem gemütlichen Sit-In auf dem Dach bei allem, was im Iran so verboten ist ;) Ich kann jetzt nicht sagen, dass mir das Gebräu geschmeckt hat (Marcus schon), aber definitiv eine Erfahrung.


Die Frage, ob sie es nicht nervig fänden, dass man sich alles nur schwarz besorgen kann, wurde übrigens einhellig und ohne zu zögern verneint. Menschen gewöhnen sich eben an alles.


Geschlafen: Nartitee Ecolodge (+++)