Heute war Freitag und noch dazu ein Feiertag, also war auf den Straßen denkbar wenig los.

Den Vormittag verbrachten wir mit dem Besuch des Yazd Water Museums. Als Wüstenstadt sind Wasser und Kühlung natürlich zwei zentrale Themen in Yazd und beides wurde hier auf ziemlich geniale Weise gelöst.

Das Wasser wurde über von Hand gegrabene Kanäle, sog. Qanats, aus den Bergen in die Stadt transportiert. Diese funktionieren teilweise noch heute.


Die Qanats verliefen direkt durch die größeren Häuser und Moscheen. Dort waren über den Becken Windtürme angebracht, sog. Badgirs. Diese sind so konstruiert, dass sie noch den kleinsten Windhauch auffangen und nach unten leiten. Unten am Windturm zog die Luft über das Wasser und wurde dadurch gekühlt - eine Klimaanlage ohne Strom also.


Zugegebenermaßen war das in dem Museum eher spärlich erklärt. Überhaupt wirken die Erklärungen an vielen Sehenswürdigkeiten so, als ob sie irgendwann in den 70ern entstanden wären. Definitiv ein Punkt, an dem noch Nachholbedarf besteht.


Anschließend waren wir noch in einem Zurkhaneh. Wörtlich "Haus der Stärke", ist das eine Art iranisches Fitnesscenter - natürlich nur für Männer - die dort mit Holzkeulen und Eisenketten Muckitraining machen. Marcus musste natürlich gleich Hand anlegen ;)

Eigentlich wollten wir noch das Wasserrevoir besichtigen, in dem sich das Zurkhaneh befindet, aber wir wurden sehr abrupt hinauskomplimentiert. Wahrscheinlich hätte der Mann am Eingang an einem Freitag gar niemanden reinlassen dürfen. Oder aber er musste zum Gebet.


Wir genossen jedenfalls die Nachmittagsstunden im Innenhof, bevor wir um halb sechs zu einer Tour in Karawanserei 60 km von Yazd abgeholt wurden. Unser Plan war, dort zu Abend zu essen und Sonnenuntergang und Sterne zu genießen.


Ein Wort zum Begriff "Karawanserei": so wie wir das bisher verstanden haben, gibt es verschiedene Dinge, die darunter fallen. Zum einen sind das Raststätten entlang von Handelsrouten, also eigenständige Gebäude. In jedem Bazar gibt es jedoch auch Karawansereien und das können dann Innenhöfe, meist mit Springbrunnen, manchmal mit Teehäusern. Manchmal sind Karawansereien in Bazaren aber auch Hallen mit Kuppeln (z.B. in Kashan).


Vorliegend handelte es sich um erstere Sorte - in so einer waren wir noch nicht gewesen. Das Gebäude war auch ziemlich cool, selbst wenn es in unmittelbarer Nähe zue Autobahn lag (warum der Lonely Planet da von abgeschieden spricht, bleibt ein Rätsel). Der Schönheit des Sonnenuntergangs tat das aber keinen Abbruch.


Dann aber fingen die Probleme an. Wir hatten gelesen, dass man für das Abendessen reservieren muss, und waren davon ausgegangen, dass das erledigt worden war. Als wir jedoch erwartungsvoll im Speisesaal saßen, kam auf einmal unser Fahrer und erklärte uns in einer Mischung aus Englisch und Farsi, wir müssten in Yazd essen.


Ich wollte der Sache auf den Grund gehen und fragte, meine gesamten Farsi-Kenntnisse sammelnd, ganz höflich beim Manager nach, ob es möglich wäre, hier zu essen. Er ließ einen Schwall von Farsi auf mich ab; sein Blick ließ nichts Gutes vermuten und es war ihm auch sch**egal, dass ich nichts verstand. Zweifelsohne der unhöflichste Iraner, der mir bisher über den Weg gelaufen war - später stellte sich nämlich heraus, dass er sehr wohl Englisch sprach.


Wir waren drauf und dran, unsere Pläne zu begraben, als unser Fahrer wiederkam und erklärte, er habe es für uns möglich gemacht, dass wir hier essen. Eigentlich hätten sie sich glücklich schätzen sollen, denn für den stolzen Preise von 420000 Rial (rd. 9€), den das Buffet pro Person kostete, kriegt man normalerweise zwei Hauptgerichte, die auch deutlich besser schmecken.


Nach dem unerfreulichen Abendessen ging es wieder hoch aufs Dach, um Sterne zu gucken. Und da wartete die nächste Enttäuschung: nicht nur die Autobahn, sondern auch der Mond waren viel zu hell, als dass man wirklich viele Sterne gesehen hätte.


Während wir noch mit der Mondphase haderten, kam wieder unser Fahrer und erklärte uns, wir müssten jetzt aber wirklich zurück. Sein Englisch und mein Farsi waren etwa auf dem selben Niveau, was die Verständigung nicht leicht machte, aber er war durchaus nachdrücklich und wischte unseren Protest beiseite. Zwischendrin sagte er etwas von 3 und 5h und es klang, als ob die Tour normalerweise 3h dauern würde, bei uns aber 5 dauern würde.

Auf einmal zog er jedoch ab, wobei er meinte, wir sollten um 9 (in einer Viertelstunde) zum Auto kommen.


Nun gut, mehr gab es eh nicht zu sehen. Allerdings machten wir uns ernsthaft Gedanken, dass es ein Missverständnis bzgl. des Ablaufs gegeben hatte und wir ihm wohl mehr zahlen müssten.


Auf dem Weg zurück in die Stadt rückten diese Sorgen jedoch vorläufig in den Hintergrund. Der Fahrer hatte zu Beginn der Fahrt sorgfältig unsere Passnummern notiert und uns erklärt, dass auf dem Weg Polizeichecks durchgeführt würden. Auf dem Hinweg waren wir durch den Checkpoint durchgewunken worden.


Als wir uns ihm jedoch diesmal näherten, zog ich, einem siebten Sinn folgend, mein Kopftuch zurecht (normalerweise lasse ich das beim Fahren nur lose herunterhängen). Und tatsächlich wurden wir angehalten. An sich wäre das ja nicht soo schlimm. Allerdings hatte ich meinen Pass im Hotel gelassen und nur eine Kopie dabei ...


Ein junger Militär mit gutem Englisch tauchte an meinem Fenster auf und wollte unsere Pässe. Marcus reichte ihm die Kopien und erklärte, die Pässe habe das Hotel behalten (was tatsächlich in allen Hotels außerhalb von Yazd der Fall gewesen war).


Der Typ gab sich damit zufrieden, wollte aber wissen, wann wir eingereist seien. Dann fragte er nach unseren Berufen. Nachdem wir nicht wussten, wie gern gesehen Anwälte sind (ganz davon zu schweigen, dass hier niemand versteht, was ein Patentanwalt tut), bogen wir das etwas zurecht.

Wir müssen seine Fragen wohl zufriedenstellend beantwortet haben, denn nach 5 min beendete er das Gespräch mit "Welcome to Iran".


Phew. Eigentlich harmlos, aber trotzdem hatten wir beide währenddessen ganz schön Herzklopfen. Man weiß einfach nicht, was man zu erwarten hat ... und ohne Pass verlasse ich sicher nicht mehr das Hotel.


Ein Happy End gab es auch bzgl. unseres Fahrers und der Tourdauer: am Hotel angekommen, erklärten wir dem Typen, der uns die Tour vermittelt hatte, was passiert war. Der sprach dann mit dem Fahrer - und erklärte uns anschließend, vom Fahrer aus sei alles in Ordnung gewesen, wir hätten ihn wohl missverstanden. Ah jaaa ... aber gut, Hauptsache, es sind alle zufrieden!


Geschlafen: Kohsan Traditional House (+++)

Gegessen: Zein-o-Dein-Karawanserei (--)