Der getreue Mohsen holte uns pünktlich um 8 Uhr ab und los ging's zum Bahnhof - der wirklich winzig war. Ein paar Leute warteten, aber es gab noch nicht mal ein Kiosk oder dergleichen.


Es wurde 8:30 und dann 8:40, ohne dass es irgendwelche Anzeichen dafür gab, dass bald ein Zug eintreffen sollte. Aber bei nur einem Gleis konnte man ihn wohl schlecht verpassen.

Wir waren gerade am Pläneschmieden für Yazd, als plötzlich eine dicke alte Frau im Tschador hinter uns sagte: "Police. Passport!" Nun wird man allgemein davor gewarnt, seinen Pass jedem in die Hand zu drücken, der sich als Polizist ausgibt. Unter ihrem schwarzen Tschador trug sie zwar eine offiziell aussehenderen in dunkelgrün, aber von einer Marke oder dergleichen war nichts zu sehen.

Also gaben wir ihr zunächst nur die Kopien, die wir zu diesem Zwecke mit uns tragen. Gleichzeitig fragten wir nach ihrer ID. Sie verstand uns jedoch nicht und wurde etwas. ungehalten. Schließlich rief sie ihren Kollegen herbei. Der hatte zwar auch keine ID, aber er trug zumindest eine als solche erkenntliche Uniform.


Wir gaben ihr also unsere echten Pässe, mit denen sie in Richtung Informationsschalter abmarschierte. Marcus folgte ihr, während ich beim Gepäck blieb. Zum Glück wollte sie wirklich nur Namen, Passnummer und Nationalität aufnehmen, denn ich bin mir sicher, dass die Hexe uns auch unseren Zug hätte verpassen lassen, wenn sie mehr Zeit gebraucht hätte.


So aber kam Marcus genau im richtigen Moment zurück und wir konnten ohne weitere Zwischenfälle den Zug besteigen.

Die Fahrt war ziemlich unspektakulär. Der Zug war weder besonders neu noch unglaublich alt; man bekam ein kleines Verpflegungspaket und außerdem ging ständig jemand durch, der Tee und Kaffee verkaufte.


Obwohl wir ziemlich langsam fuhren (max. 120 km/h), waren wir schon nach vier Stunden in Yazd - gut, dass wir nicht mit dem Nachtzug gefahren waren.


Mit dem Taxi ging es dann zum Koroush, dem Hotel, das wir uns im Lonely Planet ausgesucht hatten. Weil wir uns darauf verließen, dass es schon passen würde, bestanden wir nicht wie sonst darauf, erst das Zimmer zu sehen. Insofern waren wir ziemlich enttäuscht, als sich der vielgepriesene Innenhof als ungepflegter Zwischenraum zwischen den Zimmern erwies. Auch unser Zimmer selbst versprühte wenig Charme. Die Krönung aber war, dass wir innerhalb einer Stunde 20 Mücken in unserem Zimmer erschlagen mussten.


Auf der Suche nach einem späten Mittagessen (die meisten traditionellen Häusern fungieren auch als Restaurant) betraten wir nach der Mückenaktion das nebenan gelegene Kohan House - und waren begeistert von dem wahnsinnig schön hergerichteten Innenhof, der voller Bougainvillea war. Da lag es natürlich nahe, zu fragen, ob sie noch ein Zimmer frei hätten ... das wir eine halbe Stunde bezogen. Das Mädel vom Koroush war nett und versuchte, uns mit einem anderen Zimmer zu locken, aber am Innenhof hätte das ja auch nichts geändert. Letztendlich ließ sie uns gegen Zahlung von 5€ ziehen, was ich recht anständig fand.


Die Abendstunden verbrachten wir damit, durch die Altstadt zu schlendern, den Sonnenuntergang über den Dächern zu fotografieren und natürlich in unserem wunderbaren Innenhof zu relaxen.


Geschlafen: Kohsan Traditional House (+++)

Gegessen: Silk Road Hotel (+)