Einer der Gründe, warum Marcus bereitwillig zugestimmt hatte, als ich Slowenien als Urlaubsort vorgeschlagen hatte, war die Aussicht auf Ziplining im Soča-Tal gewesen. Und heute musste ich mein Versprechen in die Tat umsetzen ...


Tags zuvor hatten wir wegen des Wetterberichts unsere Session von nachmittags auf vormittags umgebucht, was aber bedeutete, dass schon um halb acht losmussten. Über den Vršič-Pass (der im Vergleich zu unserer Erfahrung im weiteren Verlauf des Tages trotz seiner 50 Haarnadelkurven harmlos wirkte) ging es nach Bovec. Wir waren relativ knapp dran (ein paar Fotostops mussten eben trotzdem sein) und deswegen wurden wir, bei Soča-Rafting angekommen, quasi direkt in unsere Ausrüstung gesteckt. Zusammen mit 5 anderen Teilnehmern wurden wir dann zum Ausgangspunkt unserer Tour an der Učja gefahren.


Da wir alle Anfänger waren, gab es erstmal eine Einführung an zwei Übungslines. Und dann ging es auch schon zum ersten richtigen Seil. Überraschenderweise kostete es mich keinerlei Überwindung, mich von der ersten Plattform quasi "in die Schlucht" zu stürzen - und tatsächlich wurden wir mit einem herrlichen Ausblick aus 250 m Höhe auf das türkisblaue Wasser unter uns belohnt. Viel zu kurz waren die 40 Sekunden - zum Glück gab es noch 9 weitere Seilen, die sich langsam absteigend hin und her über das Flusstal zogen. Jedes bot eine andere Perspektive - richtig cool waren auch die letzten beiden, bei denen man 5 m über die dem Wasser durch die Schlucht sauste.


Insgesamt wirklich ein ganz tolles Erlebnis, das die knapp 60€ pro Person wirklich wert war. Und schön auch, dass an zwei der Seile ein Fotograf mit dabei ist - die Fotos haben zwar nochmal 10€ extra gekostet, sind aber ihr Geld auch wert, denn man selbst hat wenig Zeit zum Fotografieren.


Nachdem wir uns mittags in Bovec mit lokaler Küche gestärkt hatten (wobei lokal nicht zwingend gut heißt ;-)), wollten wir noch ein bisschen an der Soča entlanglaufen. Auch hier hörten wir wieder auf Earthtrekkers und fuhren bis zum Kamp Korita, vo wo aus der Soča-Trail direkt am Wasser entlangläuft. Zwar kam immer mal wieder jemand vorbei (insgesamt ist hier tatsächlich mehr los als in Bled), aber wir fanden trotzdem immer wieder ein ruhiges Fleckchen, von wo aus man ungestört den Blick und das Wasser genießen konnte. Und letzteres in jeder Hinsicht - mehr als einmal füllten wir unsere Flaschen auf, denn das kühle, klare Gebirgswasser schmeckt wirklich viel besser als das, was man sonst so trinkt.


Apropos kühl: unser Badezeug hätten wir uns sparen können, denn das Wasser war wirklich eiskalt. Aber immerhin mit den Füßen waren wir drin - wenn auch immer nur für 30 Sekunden, denn länger hielt man es echt nicht aus ;-).


Um 15 Uhr waren wir zurück am Auto, denn allmählich zogen, wie vorhergesagt, dunkle Wolken auf. Den Zwischenstopp an der Korita-Schlucht, wo das Wasser besonders beeindruckend durch eine 15 m tiefe Schlucht rauscht, schafften wir noch trockenen Fußes, aber dann fing der Regen auch schon an.


Und damit waren wir in einem Dilemma - eigentlich wollten wir noch den Mangart-Pass hochfahren, aber ob das bei dem Regen eine gute Idee war (ganz davon abgesehen, dass die Aussicht wohl auch eher bescheiden sein würde)? Fast hatten wir uns schon dagegen entschieden - aber dann kam die Abzweigung und wir sagten uns, dass wir ja zumindest mal die Lage auschecken könnten. Bestärkt wurden wir darin, dass uns ein hellblauer Renault Twingo mit slowenischem Kennzeichen folgte - leider blieb er nach den ersten Kurven zurück und wir haben ihn nicht wiedergesehen ...


Ansonsten waren wir ob des Mangels an Verkehr durchaus froh, denn die Straße war so schmal, dass wir uns zentimeterweise vorbeiarbeiten mussten, als uns doch mal zwei Autos entgegen kamen. Mal ganz davon abgesehen, dass die Haarnadelkurven ihren Namen wirklich verdient hatten und man da keinerlei Ausweichmöglichkeit hatte. Der mittlerweile strömende Regen und weiter oben immer dichter werdende Wolkenfelder erleichterten die Sache nicht gerade. Aber Marcus hatte seinen Spaß und war nicht davon abzubringen, bis hoch zu fahren ;-).


Tatsächlich verließen wir oben den letzten Tunnel bei erstaunlich klarer Sicht - wir befanden uns nun über der Regenfront. Deren Ausläufer waberten gespenstisch von unten herauf; dazu donnerte es aus der Ferne. Die Tatsache, dass auf dem Parkplatz ein einziges, verlassenes Auto stand, dessen Besitzer trotz kühler 15 Grad ihre Schuhe unter dem Auto gelassen hatten, trug weiterhin zur Gruselfilmatmosphäre bei ...


Wir ließen es uns nicht nehmen, unseren Triumph über das Wetter mit einem kurzen Spaziergang rund um die Spitze zu feiern - dann aber drängte sogar Marcus darauf, dass wir wieder zum Auto sollten, denn der Donner wurde allmählich doch lauter.


Die Fahrt nach unten war ebenso spektakulär, aber auch problemlos - und hinterher waren wir uns einig, dass sich der Ausflug durchaus gelohnt hatte!