Bekanntermaßen hat man ja im Urlaub immer zu wenig Zeit, um alles zu sehen, was man gerne sehen möchte. Und um dieses Problem zu lösen, nimmt man sich dann eben auch mal eine Mammuttour vor.


Heute war so ein Tag. Wir wollten unbedingt zu den Sipi Falls, einer Gruppe von Wasserfällen am Mt. Elgon im Osten des Landes. Allerdings dauert es von Kampala aus 6h mit dem Auto. Wenn man das an einem Tag macht, verbringt also wortwörtlich die Hälfte des Tages im Auto. Gelohnt hat es sich trotzdem.


Wegen einer Misskommunikation durch unseren Touranbieter fuhren wir erst um 6:30 statt um 6:00 los - was reicht, um in die legendäre Rush Hour von Kampala zu kommen. Ganz so schlimm ist es zur Zeit nicht, weil wegen der hohen Spritpreise weniger Autos unterwegs sind. Aber einmal quer durch die Stadt dauert trotzdem 1,5 Stunden und Spaß macht es definitiv nicht, sich durch die ganzen Boda Bodas zu kämpfen. Boda Bodas heißen übrigens so, weil Fahrräder früher frei Waren über die Grenzen (borders) transportieren durften. Später übernahmen Motorräder diese Aufgabe und auch den Namen.


An den Wasserfällen angekommen, ging es nach einem kurzen Mittagessen los auf die Wanderung zu zweien der Wasserfälle. Wir hatten einen lokalen Guide, der uns den Weg wies durch die verschiedenen Felder und Plantagen. Die Leute haben wirklich nicht viel und erschließen sich daher auch unkonventionelle Möglichkeiten des Geldverdienens. Eine besteht darin, für Touristen ihre Haustiere herauszuholen - Chamäleons, die sich auf Kaffeepflanzen sehr wohl fühlen.

Ich muss zugeben, dass ich mich für diese Reptilien bisher wenig interessiert habe, aber als "John", ein dreijähriges Chamäleon, munter meinen Arm hochkletterte, war ich schockverliebt. Diese witzigen Füße und wie er mit seinen Augen ständig überall hinguckte! Außerdem sind die Farben echt toll. Mal sehen, ob ich Marcus überzeugen kann, dass wir uns ein neues Haustier anschaffen ...


Die Wasserfälle selbst waren auch sehr schön - wer hätte gedacht, dass diese klassichen Bildschirmhintergrund-Landschaften tatsächlich existieren! Wenn man mehr Zeit hat, lohnt es sich sicher, wenigstens einmal zu übernachten, um noch mehr von der wunderbar grünen Landschaft mitzubekommen.


Danach waren wir noch auf einer kleinen Kaffeeplantage - und mit klein meine ich: eine Lehmhütte, wo Papa mit zwei Teenager-Jungs Touristen in seinem Garten empfängt und Wasser auf einem Kohle-Gasbrenner für den Kaffee erhitzt. Wir bekamen den gesamten Produktionsvorgang erklärt und durften natürlich auch probieren. Neben Kaffee (der laut Marcus einem Light bis Medium Roast entspricht und gar nicht mal schlecht schmeckt) gab es auch Kaffee-Tee, der aus den Schalen der Kaffeekirschen gebrüht. Ist aber sehr gewöhnungsbedürftig.


Und dann ging es auch schon wieder zurück nach Kampala. Es war das erste (und zum Glück auch einzige Mal), dass wir bei Dunkelheit unterwegs waren, und jetzt wissen wir auch, warum davon abgeraten wird. Nicht etwa, weil man überfallen wird (wir haben uns die ganze Zeit sehr sicher in Uganda gefühlt), sondern weil der Verkehr bei Nacht einfach mörderisch wird. Geblendet vom Licht des Gegenverkehr (Abblenden kennt man hier nicht) kann man nur hoffen, dass man nicht blindlings in irgendwelche waghalsigen Überholmanöver fährt, während man den Schlaglöchern ausweicht, sofern man sie rechtzeitig sieht. Die Boda Bodas kennen diese Furcht nicht und schlängeln sich, Licht hin oder her, munter von allen Seiten durch. Und dann sind da noch die Fußgänger und Fahrradfahrer, die auch zwischen den Ortschaften in Ermangelung von Seitenstreifen teils auf der Fahrbahn unterwegs sind. Wie sagte Marcus so schön: die Straßen Ugandas sind wie seine Savanne - nachts wird es gefährlich.


Wir hatten mehrere Beinahe-Unfälle. Bei einem davon fiel ein Boda Boda direkt vor uns um, weil es mit dem Vorderreifen in ein Schlagloch geriet. Wir konnten zum Glück rechtzeitig bremsen und die auf der Straße liegenden Passagiere umfahren. Das Baby blieb unverletzt, weil die Mutter es geistesgegenwärtig so gehalten hatte, dass es auf ihr landete. Aber so glimpflich geht das sicher nicht immer aus. In Kampala warnt ein großes Plakat, dass es jährlich 1,5 Mio. Verkehrstote gibt, 90% davon in Dritte Welt-Ländern. Aber ganz ehrlich, das ist kein Problem des Entwicklungsstandes - Helme gäbe es z.B. auch hier, nur hält es keiner für nötig, sie zu tragen.


Um das aber nochmal klarzustellen: ansonsten kann man in Uganda wunderbar mit dem Auto unterwegs sein, auch alleine. Nur nach dieser Fahrt waren wir froh, als wir heil im Hotel ankamen.