Heute war wirklich ein unglaublich erlebnis- und eindrucksreicher Tag - und das will schon was heißen bei einer Reise, die uns jeden Tag so viele neue Eindrücke beschert.


Es fing damit an, dass in unserem ungeliebten Hotel zwei Franzosen aufschlugen, die wie wir am Vortag mit dem Nachtbus aus Shiraz gekommen waren. Sie hatten bereits einige Hotels versucht und waren froh, wo gelandet zu sein, wo zumindest ein bisschen Englisch gesprochen wurde.


Letztendlich waren sie ziemlich angetan von dem Gedanken, sich unserer heutigen Tour anzuschließen, sodass wir sie kurzerhand mit in unser Taxi packten, das uns zu unserem neuen Hotel und Organisator der Tour, dem Hotel Akhavan, brachte.


Das Akhavan hatten wir gestern bei der Organisation der Tour aufgesucht und waren total begeistert von dem überaus herzlichen Empfang und dem super Service gewesen. Es wird von zwei Brüdern geleitet, wirklich sehr reizenden älteren Herren, die einem jeden Ausflug in der Gegend organisieren können. Auch heute war es kein Problem, unsere neuen Reisegefährten spontan miteinzubeziehen, sodass wir wenig später zu viert in Richtung Mahan aufbrachen.


Mahan hat zwei Sehenswürdigkeiten, ein Mausoleum, das nett, wenn auch nicht herausragend war, und einen Garten. Wie gesagt waren wir bisher von den persischen Gärten nicht begeistert gewesen - aber dieser hier war einfach nur toll. Eine wunderschöne Anlage mit einem Flüsschen, das sich über neun Terrassen hinzog - wirklich eine Oase inmitten der Halbwüste rund um Kerman.


Zudem hatten wir dort ein wirklich nettes Erlebnis. Wir hatten mit einer Familie Fotos gemacht (unser Album wird eine eigene Seite mit Selfies mit Iranern haben *gg*) und saßen nun auf einem der Essbetten des Teehauses und überlegten, ob wir Tee bestellen sollen. Da kam besagte Familie, mehrere Tabletts tragend, wieder vorbei, und überreichte uns zwei Schüsseln Faloudeh - ein beliebte iranische Süßspeise aus Rosenwasser mit Reis und Eiswürfeln. Zugegebenermaßen fanden wir es einfach viel zu süß, aber die Geste war wirklich nett.


Nächster Stopp auf unserer Tour war die Zitadelle von Rayen, das zweitgrößte Lehmziegelbauwerk der Welt. Das größte steht 200 km weiter in Bam, wurde aber durch ein Erdbeben schwer beschädigt. Die Zitadelle von Rayen dagegen ist noch ziemlich intakt bzw. gut restauriert. Ist auf jeden Fall interessant, die verschiedenen Ecken der Zitadelle unbehelligt zu erkunden - in Bam ist das wohl anders.


Danach ging es zu den farbigen Bergen, die zwischen Rayen und Golbaf liegen. Allgemein sind die Bergketten hier rund um Kerman von einer wilden, zerklüfteten Schönheit, aber die farbigen Berge erstrahlen zusätzlich in allen Schattierungen von Rot, Rosa, Lila und Mint. Wirklich ein atemberaubend schöner Anblick!

Danach gab es einen Zwischenstopp für ein einfaches Mittagessen - ganz klassisch Hühnchen-Kebab mit Reis. Gibt's fast überall und ist immer lecker.


Und dann ging es auch schon Richtung Wüste, genauer gesagt nach Shahdad. Auf dem Weg dorthin merkte man, wie es immer wärmer wurde - in der Wüste Lut liegt der heißeste Ort der Welt, aber auch der Rest der Wüste ist unglaublich warm und in Shahdad hatte es auch jetzt um 5 Uhr nachmittags noch 40 Grad.


In Shahdad verabschiedeten wir uns von unseren französischen Freunden, die die Tour ohne Übernachtung gewählt hatten, und stiegen um in einen Jeep mit Allradantrieb, mit dem wir direkt in die Wüste fahren konnten. Ein zweites Pärchen aus der Schweiz bildete zusammen mit ihrem Fahrer den Rest unserer Truppe.


Zunächst ging es ein Stück die Straße, die einmal quer durch die Wüste Lut führt, entlang. Unser Fahrer hatte die Fenster offen, aber der Fahrtwind kühlte kein bisschen, sondern fühlte sich an, als ob er geradewegs aus einem Umluftbackofen käme *g*.


Unterwegs hielten wir kurz an einem Qanat, einem jener Wassertunnel, über die wir in Yazd gehört hatten. Ziemlich cool und deutlich geräumiger, als wir gedacht hätten, wobei der wohl auch für die Touristen ausgebaut worden war.


Irgendwann bogen wir einfach von der Straße ab und fuhren querfeldein. Anfangs war noch alles relativ flach, aber bald fingen die Kaluts an, wegen derer wir hier waren - mehrere Meter hohe tafelförmige Gesteinsformation, die der Wind abschleift. Zwischen diesen geht es teilweise ganz schön bergab; der Untergrund ist eine trügerische Mischung aus festerem Gestein und Sand.


Mit dem Jeep durch die einzelnen Täler hoch- und runterzuheizen, machte echt Spaß und unsere beiden Fahrer stachelten sich gegenseitig an. Unser Jeep war aber weniger gut bereift und motorisiert, was dazu führte, das wir einmal in einer Hanglage steckenblieben. Für einen Moment sah ich uns schon nach unten purzeln ... aber wir kamen gut wieder raus und unsere Fahrer nahm einen neuen Anlauf. Diesmal allerdings mit so viel Schwung, dass wir geradewegs von einer kleinen Bodenerhebung in die Luft getragen wurden und einen veritablen Sprung taten - das bestätigte jedenfalls das andere Pärchen, wir fühlten nur die ziemlich unsanfte Landung ;)


Ein Heidenspaß jedenfalls, aber definitiv nichts für schwache Nerven und Mägen.


Zwischendrin hielten wir immer wieder an, um besonders beeindruckende Kaluts zu bewundern oder zu besteigen. Und irgendwann kam dann auch der Sonnenuntergang, der in echt ein wirklich schönes Farbenspiel auf die Kaluts zauberte - kommt auf den Fotos aber nicht so richtig rüber.


Irgendwann hielten wir in einem Tal an und fingen an, unser Camp aufzubauen. Zugegebenermaßen war die Straße vom nächsten Kalut aus noch in Sichtweite, aber man fühlte sich trotzdem fern von allen anderen Menschen. So stellt man sich Campen in der Wüste vor :)


Unsere zwei Fahrer, Brüder, waren wirklich total witzig drauf und wir hatten jede Menge Spaß. Einer von ihnen hat vielleicht auch Opium geraucht ... die Nähe zur pakistanischen Grenze lässt grüßen. Aber psst, wir haben nichts gesehen.


Wasserpfeife gab es für alle - hier in Kerman kümmert sich niemand darum, dass das in der Öffentlichkeit eigentlich auch verboten ist.


Das Abendessen war simpel - Naan, Auberginenmus, eine Mischung aus gematschten Kräutern, dazu Gurken und Tomaten und zum Nachtisch köstliche Datteln - aber lecker.


Einziger Wermutstropfen: die Nacht vorher war Vollmond gewesen und der Mond schien immer noch so hell, dass alles einen klar umrissenen Schatten warf. Unter solchen Bedingungen war natürlich von den Sternen wenig zu sehen. Aber die im Mondlicht gebadete Wüste hatte dafür ihren ganz eigenen Charme, den wir bei unserer mitternächtlichen Wanderung auch sehr genossen ... ich kriege jetzt noch eine wohlige Gänsehaut bei dem Gedanken an die Weite und Stille.


Übrigens war es auch nachts noch so warm, dass man beim Besteigen der Kaluts ins Schwitzen geriet. Auf Zelte verzichteten wir und im Gegensatz zu Varzaneh kamen wir mit zwei dünnen Decken gut durch die Nacht.


Fun fact: auf dem Rückweg nachts zum Camp hörten wir, dass ein paar Kaluts weiter wohl wieder eine Wüstenparty stattfand. Wir sind halt immer noch im Iran ;). Aber in der Weite und mit den Kaluts dazwischen störte das diesmal weder unsere Erfahrung noch die Nachtruhe.

Einfach ein unvergesslicher Tag :).


Geschlafen: in der Wüste Lut